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Collegium Fridericianum bzw. Friedrichs-Kollegium

Das Königliche Collegium Fridericianum (später auch Friedrichs-Kollegium genannt) war eine höhere Schule im ostpreußischen Königsberg. Benannt wurde sie nach Friedrich I., dem Kurfürsten von Brandenburg und ersten König in Preußen.

Geschichte[]

Die Schule wurde am 11. August 1698 vom kurfürstlichen Holzkämmerer Theodor Gehr als Privatschule – anfangs nur aus 4 Mädchen und 2 Jungen bestehende Privatschule – mit stark pietistischer Färbung in seinem Haus auf dem Sackheim in Königsberg gegründet. Das Vorbild war anfangs das „Waisenhaus“ von August Hermann Francke in Halle (Saale) mit nach Bildungszielen verschiedenen Klassen. Noch vor dem frühen Tode ihres Gründers (1705) erhielt die neue Anstalt in dem 35-jährigen Dr. Heinrich Lysius aus Flensburg einen tatkräftigen und wissenschaftlich tüchtigen Leiter, der allen Widerständen und finanziellen Schwierigkeiten zum Trotz das Collegium Fridericianum, wie es seit 1703 hieß, erfolgreich führte. 1701 erhielt das Collegium Fridericianum vom preußischen König Friedrich I. aus Anlass seiner Krönung das Privileg „königlich“. Schnell wurde das Institut zu einer der bedeutendsten Schulen Ostdeutschlands und zum Zentrum des Pietismus in der Auseinandersetzung mit den Lutheranern in der Stadt und Universität. Die von den preußischen Königen geförderten Rektoren wurden zu prägenden Gestaltern des geistigen Lebens. Auch wurden öffentliche Prüfungen eingeführt. Das Collegium wurde die zum Studium hinführende Schule in Königsberg, auch wenn nach dem Rektor Franz Albert Schultz ein zeitweiliger Niedergang einsetzte.

Im Oktober 1810 wurde die Schule feierlich als erstes Königliches Gymnasium Preußens neu eröffnet, das nach den neuhumanistischen Reformideen Wilhelm von Humboldts organisiert wurde. Sein Königsberger Schulplan gehört zu den zentralen Quellen der deutschen Pädagogik: „Der Zweck des Schulunterrichts ist die Übung der Fähigkeiten und die Erwerbung der Kenntnisse, ohne welche wissenschaftliche Einsicht und Kunstfertigkeit unmöglich ist. Beide sollen durch ihn vorbereitet, der junge Mensch soll in Stand gesetzt werden, den Stoff, an welchen sich alles eigene Schaffen immer anschließen muss, teils schon jetzt wirklich zu sammeln, teils künftig nach Gefallen sammeln zu können und die intellektuell-mechanischen Kräfte auszubilden. Er ist auf doppelte Weise, einmal mit dem Lernen selbst, dann mit dem Lernen des Lernens beschäftigt. Aber alle seine Funktionen sind nur relativ, immer einem Höheren untergeordnet, nur Sammeln, Vergleichen, Ordnen, Prüfen u.s.f. Das Absolute wird nur angeregt.“

In Königsberg bestanden seit 1304 das Kneiphöfische Gymnasium und seit 1525 das Altstädtische Gymnasium.

In der Nacht vom 29./30. August 1944 haben britische Bomben das Schulgebäude ausgelöscht, der Schulbetrieb ging noch bis zum 24. Januar 1945 weiter.

Patenschaft[]

Dem letzten Schulleiter Bruno Schumacher gelang es, bei der Flucht aus dem brennenden Königsberg eine Abschrift der Schüler-Matrikel von 1750 bis 1944 mitzunehmen und einen Ehemaligenverein zu gründen. Am 28. Mai 1955 wurde vom Landfermann-Gymnasium in Duisburg die Patenschaft für das ehemalige Collegium Fridericianum übernommen. Diese wird bis heute intensiv gepflegt, z. B. durch die alljährlichen Wettbewerbe der Professor-Schumacher-Stiftung.

Berühmte Persönlichkeiten[]

Rektoren[]

  • Heinrich Lysius, Theologe und Rektor ab 1702
  • Georg Friedrich Rogall, Theologe und Rektor ab 1729/31
  • Franz Albert Schultz, Theologe und Rektor ab 1733
  • Friedrich August Gotthold (1778–1858), Rektor ab 1810, Philologe und Förderer des Musikunterrichts

Lehrer[]

  • Friedrich Wilhelm Barthold, Historiker
  • Johann Gottfried Herder, Dichter, Übersetzer, Theologe und Philosoph
  • Eduard Hermann Marotzki, Theologe und Philosoph[1]
  • Adolf Karl Ernst August Matern[1]
  • Karl Friedrich Merleker[1]
  • Karl Friedrich Wilhelm Mueller, klassischer Philologe und Professor an der Universität Breslau[1]
  • Christian Schiffert, stellvertretender Rektor ab 1733

Schüler[]

  • Theophil Herbst, Romanist an der Albertus-Universität
  • Paul Adloff, Zahnmediziner und Anthropologe
  • Friedrich Dewischeit, Dichter Masurens
  • Gustav Kordgien, Germanist und Romanist
  • Adolf von Batocki, bester Absolvent nach Einführung des Abiturs, Oberpräsident, „Vater des Landes“
  • David Hilbert, Mathematiker
  • Immanuel Kant, Philosoph
  • Eduard von Simson, Jurist und Politiker
  • Johann Jacoby, Arzt und Demokrat
  • Friedrich Ludwig Schröder, Theaterdirektor, Dramatiker und Freimaurer
  • Karl Haffner, Dramatiker
  • Georg David Kypke, Orientalist
  • Johann Friedrich Lauson[2]
  • Hugo Linck, Pfarrer in Königsberg bis 1948
  • Johann Heinrich Daniel Moldenhawer, Theologe, Bibliothekar und Bibelübersetzer
  • Bernhard Mrowka, Physiker
  • David Ruhnken, Altphilologe und Bibliothekar
  • Ludwig Passarge, Jurist, Reiseschriftsteller und Herausgeber
  • Siegfried Passarge, Geograph und Geologe
  • Otto Saro, Oberstaatsanwalt, Mitglied des Reichstages
  • Siegfried von der Trenck, Dichterjurist
  • Fritz Albert Lipmann, Biochemiker, Nobelpreisträger für Medizin (1953)
  • Fritz Gause, „Geschichte der Stadt Königsberg“
  • Carl Böttcher, Philologe

Literatur[]

  • Heiner F. Klemme: Die Schule Immanuel Kants. Mit dem Text von Christian Schiffert [1741] über das Königsberger Collegium Fridericianum. Meiner, Hamburg 1994, ISBN 3-7873-1185-8 (Kant-Forschungen 6), Voransicht in der Google Buchsuche.
  • Christian Schiffert: Zuverlässige Nachricht von den jetzigen Anstalten des Collegii Fridericiani zu Königsberg in Preußen. Königsberg 1742, Bisher nicht zugänglich in der Google Buchsuche.
  • Gustav Zippel: Geschichte des Königlichen Friedrichs-Kollegiums zu Königsberg Pr. 1698–1898. Hartung, Königsberg 1898, Digitalisat in der Google Buchsuche.

Weblinks[]

Einzelnachweise[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Franz Kößler: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts (PDF)
  2. Emil Brenning: Lauson, Johann Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 71.
54.71346944444420.526091666667
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